20 December 2011

"Wie der glatte Raum"

Man sagt, dass der spezifische Moment des Reisens die Neugier auf Neues und die Erfahrung der Fremde ist – des Anderen. Man sagt, dass diese grundlegende Erfahrung heutzutage suspendiert wird. Denn gibt es noch den unbeschriebenen Raum? In dem Gespräch mit Vincent Schmidt steht die Suche nach Ländern im Vordergrund, "wo es noch relevante Erfahrungen zu machen gibt und die politisch brisant bis stürmisch sind." In Ost-Timor, Somaliland, Irakisch-Kurdistan oder Pakistan? Ausgangspunkt für diese und andere Bewegungen waren Erlebnisse während einer 'Weltreise'. Ein Augenblick der hiesigen Abwesenheit, der später zum Kennenlernen geführt hat und bezeichnend für ihn wurde.

29 November 2011

"Gott ist gleich 13"

Diskutiert wurde viel. Über Wissenschaft. Über Form. Ausgelöst durch das mangelnde Wissen über wissenschaftliche Arbeitstechniken, oder durch den bewussten Einsatz jenes Zitierens als Ritual innerhalb der Doktorarbeiten deutscher Spitzenpolitiker. Das minder überraschende Fazit auf diesen Skandal: Intertextualität ist in der so genannten Wissenschaft unerwünscht und Roman ist ein Wort, das für viele Textgattungen gilt. Doch ebenso wie die Einhaltung der Form einen Text als wissenschaftlich auszeichnet, ist es zugleich ihr Gegenstand – sinn- und wahrheitsstiftend. Nicht unbedingt. Zum Glück. Ein kurzes Gespräch über Alan Sokal und Paul Wittgenstein mit Tilman Mühlenberg, vermeintlicher Kulturwissenschaftler, Pilger, Musiker und Gründer des Instituts für Zeitgenossenschaft. Das Gespräch beruht auf einer Begegnung, die Mitte August in der Düsseldorfer Altstadt stattfand – wo sonst.

7 October 2011

"Mir tun Sammler eher leid"

Der Akt des Bogenspannens ist stets mit viel Antrengung verbunden, dennoch umfasst das erste Interview mit Ingo Niermann Vergangenheit, Gegenwart und natürlich die Zukunft. Die Diskussion eines spezifischen Themas ist hier der notwendigen Überleitung in einen neuen Abschnitt Minusvisionen gewichen. Danach kommen in monatlich erscheinenden Gesprächen andere zu Wort, die hier noch nicht zu lesen waren.

10 June 2011

Zwischenspiel/Nachtrag: Das Ende des Konsums

Pieter Hugo ist groß, kräftig und sieht aus wie ein Rugby-Spieler, der gerne große Biere trinkt. Man mag ihn.

Pieter Hugo ist unter anderem auch ein Südafrikaner. Weiß - ein immer noch entscheidendes Differenzierungsmerkmal. Pieter Hugo ist aber auch Fotograf. Und in dieser Funktion wurde Hugo Mitte Januar 2011 zu einem Vortrag in das Museum Folkwang in Essen geladen.

Hugo überraschte im ruhigen, vollbesetzten Gartensaal des Museums nicht nur durch seine Rugbyspielerhaftigkeit, sein leichtes Nuscheln - gepaart mit einem sympathischen doch unverständlichen südafrikanischen Akzent-, sondern insbesondere mit seinem Blick auf Afrika - seinen Blick auf die Peripherie.

Im Mittelpunkt stand insbesondere seine neue Serie mit dem Titel "Permanent Error". Es handelt sich dabei um Aufnahmen aus Ghana, die Mensch und Tier auf dunklen Boden und inmitten weißer Rauchwolken zeigen.

Der Rauch steht über dem "Agbogbloshie Market", wo Elektroschrott verbrannt wird und gefährliche Dämpfe entstehen. Vergiftungsgefahr 100 Prozent. Hugos Interesse liegt neben den brennenden "Scheiterhaufen 2.0" auf den Menschen, die dort arbeiten und versuchen Kupfer oder Aluminium freizulegen; auf den Tieren, die angezogen von den Dämpfen dort hinkommen und bleiben. Junkies.

Die Bilder gewähren dem Betrachter - nennen wir ihn jetzt mahnend Verbraucher - einen distanzierten, kühlen Blick auf das Ende des Konsums. Das Grauen in Portraitform. Denn heutzutage bedarf es dazu keiner Kolonialmächte, keiner ethnischen Konflikte, am Reißbrett gezogener Grenzverläufe, sondern ausgesonderter Bildschirme und Rechner, die von Firmen nicht als Elektroschrott, sondern als Handelsware deklariert und nach Indien, China und Westafrika exportiert werden.

Das Buch zum Zustand ist seit Februar 2011 im Handel.